Benennung eines öffentlichen Ortes (Straße, Platz, Einrichtung) nach Emil Julius Gumbel
Von 1919 bis 1922 waren von 376 politischen Morden, 354 dem rechten Spektrum zuzuordnen und lediglich 22 dem Linken! Diese Aussage traf Emil Julius Gumbel in seinem 1922 erschienenen Werk „Vier Jahre politischer Mord“. Anhand nüchterner Zahlen zeigte der Mathematiker auf, welche Gesinnung in den Personen steckte, die Mathias Erzberger und Walter Rathenau zuvor umbrachten. Rechte Terrororganisationen zogen die erste deutsche Demokratie am Anfang ihrer Existenz in einen bürgerkriegsähnlichen Zustand. Jedoch mussten die Täter wenig befürchten, war doch die Justiz „auf dem rechten Auge blind“. Umso höher muss man den Mut Gumbels wertschätzen, der durch seine Werke und publizistischen Äußerungen den Finger in die offen(-sichtlich)e Wunde legte. Gedankt wurde es ihm nicht.
Der 1917 in die USPD eingetretene Emil Gumbel habilitierte sich 1923 in Heidelberg zum Professor für mathematische Statistik. Nach der Wiedervereinigung der beiden sozialdemokratischen Parteien gehörte er ab 1922 wieder der SPD an
Die nationalsozialistischen Heidelberger Burschenschaften machten den Juden Gumbel von Anfang an zu ihrem Feindbild und hetzten offen gegen ihn. Schon vor der Machtübernahme der Nazis wurde ihm die Lehrerlaubnis entzogen und er ging ins französische Exil, wo er durch seine Schriften vor dem Nationalsozialismus warnte, während in Heidelberg seine Wohnung verwüstet und seine Schriften verbrannt wurden.
Nach 1945 wollte die Universität Heidelberg den inzwischen in die USA ausgewanderten Gumbel nicht zurück nach Deutschland holen, obwohl dieser dazu seine Bereitschaft gezeigt hat. Er verstarb 1966 als amerikanischer Staatsbürger und erst 1991 wurde er aufgrund seines 100. Geburtstages wissenschaftlich rehabilitiert.