Es gibt Momente im Leben, das steht die Welt für einen Augenblick still, und wenn sie sich dann weiterdreht, ist nichts mehr wie es war


… noch immer ist alles so surreal – wir sitzen im Fraktionsbüro, jede Minute müsste die Tür aufgehen, Andy käme mit einem fröhlichen Lächeln herein, setzte sich an seinen Platz, der seit über 5 Jahren der seine ist, klappte den Laptop auf und stiege mit vollem Elan in die politische Debatte ein. Dass dies nie wieder der Fall sein wird, ist uns unerträglich – macht uns unendlich traurig.

Andreas war so voller Ideen, so voller Leidenschaft für die Kommunalpolitik. Wie oft standen wir nach Ende der Fraktionssitzung noch vor dem Rathaus, um gemeinsam Strategien abzuwägen, an Argumentationen zu feilen oder einfach über das ein oder andere zu witzeln. Er fehlt uns schon jetzt.


Ich erinnere mich noch so gut, wie mir dieser engagierte, junge Mann vor etwa sieben Jahren das erste Mal auffiel. Da war er gerade mal zwei Jahre Mitglied der SPD, engagierte sich bei den Jusos und studierte Jura.

Er suchte die Nähe zu uns Stadträt*innen und man spürte sofort, hier ist jemand, der hat Lust auf Kommunalpolitik – hier ist jemand, dem es um die Menschen geht – hier ist jemand, der will etwas bewegen. Umso mehr freuten wir uns, als die JUSOS ihn für die Kommunalwahl 2014 als ihren Kandidaten auf Platz 4 der SPD-Liste setzten.

Andreas legte sich ins Zeug, wie er das immer tat. In jedem Stadtteil, an jedem Infostand war er präsent. In der Altstadt klingelte er an nahezu jeder Türe, stellte sich vor, erläuterte die SPD-Politik auf eine so sympathische und überzeugende Art, dass wir, Stadträt*innen, immer wieder darauf angesprochen wurden: „Ein Kandidat der SPD war heute bei mir. Wir hatten ein so angenehmes Gespräch. Da haben sie aber wirklich Glück, solche junge Menschen in Ihren Reihen zu haben.“ Immer war Andreas damit gemeint.

Sein enormer Einsatz hat sich für ihn und uns ausgezahlt. Er hat bereits 2014 über 14.000 Stimmen für die SPD geholt und seinen Platz 4 gehalten. Das war eine große Leistung, denn normalerweise gelingt dies ganz neuen Kandidierenden nicht gleich. 2018 haben wir ihn gern zum Spitzenkandidaten der SPD gekürt. Er war unser Hoffnungsträger und ist für seinen Einsatz mit über 20.000 Stimmen belohnt worden – ein hervorragendes Ergebnis.


Wer Andreas in den letzten 5 Jahren als Stadtrat kennengelernt hat, den wundert dies keineswegs. Mit enormem Elan und stetigem Pflichtbewusstsein, mit hoher Verbindlichkeit in der Sache und doch humorvoll hat er als amtierender Stadtrat in seinem Heidelberg gewirkt. Sein versierter Sachverstand, insbesondere im Mietrecht und der Wohnungspolitik, seine ruhige, ausgleichende Art aber auch seine Standhaftigkeit haben so viele an ihm geschätzt. Immer mit dem Blick auf die Schwächsten der Gesellschaft war er ein engagiertes Mitglied des Sozialausschusses und unser Sprecher im Bauausschuss. Die Zweckentfremdungssatzung war sein Projekt und sein größter Erfolg.

In seiner kurzen Zeit des politischen Wirkens hier in Heidelberg hat er sich ein so beeindruckendes Ansehen erworben. Andreas hat unseren allergrößten Respekt für diese Lebensleistung– ich bin so dankbar Andreas gekannt zu haben und so gern hätte ich ihn noch ein Stück des Weges begleitet – dies ist nun leider nicht mehr möglich.


Es weht der Wind ein Blatt vom Baum, von vielen Blättern eines, dies eine Blatt, man merkt es kaum, denn eines ist ja keines. Doch dieses Blatt allein, war Teil von unserem Leben, drum wird dies Blatt allein, uns immer wieder fehlen.“ (Rainer Maria Rilke)

Prof. Dr. Anke Schuster, Fraktionsvorsitzende