Die Sommerhitze trifft vor allem die Schwächsten: Kinder in Grundschulen, Kita-Kinder beim Mittagsschlaf, Erziehende und Lehrkräfte, die bei über 30 Grad morgens im Klassenraum stehen und trotzdem ihren Job machen müssen. Eltern berichten von Hitzestaus in schlecht belüfteten Gebäuden, überhitzten Gruppenräumen und Spielhöfen ohne Schatten. Doch auch Senior:innen, armutsbetroffene Menschen und Fachkräfte in sozialen Einrichtungen leiden zunehmend unter extremen Temperaturen. Der Klimawandel ist längst im Alltag angekommen – auch in öffentlichen Gebäuden.
Die SPD-Gemeinderatsfraktion begrüßt, dass die Grüne Fraktion einen Antrag zum Hitzeschutz an Schulen, KiTas und Seniorenzentren vorgelegt hat. Die angestoßene Bestandsaufnahme mit ersten kurzfristigen Lösungsvorschlägen kann ein sinnvoller erster Schritt sein. Doch das ist bei Weitem nicht ausreichend – es braucht nun ein strukturiertes, umsetzungsorientiertes Konzept.
Der Antrag der SPD-Fraktion zielt auf ein integriertes kommunales Kältekonzept, das sowohl kurzfristige als auch mittel- und langfristige Maßnahmen beinhaltet. Dazu gehören sofort wirksame, niederschwellige Schritte wie Verschattungen, Begrünungen oder Lüftungskonzepte ebenso wie mittel- und langfristige bauliche Anpassungen im Bestand. Auch die fachgerechte Abnahme von durch Eltern beschafften Klimageräten soll ermöglicht werden. Einrichtungen in sozial benachteiligten Quartieren verdienen besondere Beachtung, da sich hier soziale und klimatische Belastungen besonders häufig überlagern. Die Nutzung bestehender Synergien – etwa mit Schulbau- oder Klimaanpassungsprogrammen – sowie die Prüfung externer Fördermittel (z. B. KfW, EU-Klimaresilienzförderung) sind zentrale Bestandteile des Antrags.
Zudem wird die Stadtverwaltung aufgefordert, sich über den Städtetag beim Land für ein landesweites Gesamtkonzept einzusetzen. Die Fraktion schlägt außerdem vor, Kultusministerin Theresa Schopper in den Gemeinderat einzuladen, um einen Sachstandsbericht zum Umgang der Landesregierung mit Hitzeschutz in Schulen, KiTas und sozialen Einrichtungen vorzulegen.
Prof. Dr. Anke Schuster, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Mitglied im Ausschuss für Kultur und Bildung, erklärt: „Hitzeschutz ist nicht nur Gesundheitsschutz – es ist auch eine Frage der Bildungsgerechtigkeit. Kinder können sich bei extremer Hitze kaum konzentrieren. Wenn wir gleiche Chancen für alle wollen, dann müssen wir auch gleiche Bedingungen schaffen – unabhängig vom Stadtteil oder der Gebäudesubstanz.“
Daniel Hauck, Stadtrat und ebenfalls Mitglied im Ausschuss für Kultur und Bildung, betont: „Unsere Schulen und Kitas sind Orte, an denen Kinder geschützt, gefördert und ernst genommen werden sollen. Gerade in der Klimakrise dürfen wir sie mit der Hitze nicht allein lassen. Ein durchdachtes Kältekonzept ist deshalb keine Kür, sondern Pflichtaufgabe. Verschattung allein genügt hier nicht – durch das regelmäßige Lüften holen wir uns die Außentemperatur direkt ins Klassenzimmer. Schulen benötigen daher aktive Lüftungsanlagen.“
Sören Michelsburg, Fraktionsvorsitzender der SPD und Sprecher im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität, ergänzt: „Es ist gut, dass endlich Bewegung in die Debatte kommt. Aber wer Kindern bei 38 Grad im Klassenzimmer helfen will, braucht mehr als Sonnenschirme, Fassadenbegrünungen und gute Vorsätze. Hitzeschutz endet nicht an der Schultür – auch Senior:innen, Menschen in Armut oder Mitarbeitende in sozialen Einrichtungen sind besonders gefährdet. Wir müssen Hitzeschutz systematisch denken – als Teil unserer sozialen, gesundheitlichen und bildungspolitischen Verantwortung. Heidelberg braucht kein Stückwerk, sondern ein durchdachtes Konzept, das jetzt beginnt und langfristig wirkt.“
Die SPD-Fraktion bringt den Antrag in die nächste Sitzung des Gemeinderats ein – mit dem Ziel, Klimaanpassung vor Ort konkret und gerecht umzusetzen.