Die Stadt Heidelberg hat massiv in den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen sowie der Betreuung an Schulen investiert. Im aktuellen Haushaltsplanentwurf sind hierfür ab 2017 jährlich über 50 Mio. € eingestellt. Ziel dieses Ausbaus war es immer: möglichst flexible Angebote zu schaffen, damit Eltern ihre individuellen Lebensmodelle leben können. Mit modularen Angeboten aller Art ist dies in Heidelberg hervorragend gelungen.
Es gilt aber auch: Gleiches Recht für alle! Was wir den Eltern unserer Kinder in den Kitas ermöglichen, muss auch für die Beschäftigten in den Kitas gelten. Auch sie müssen häufig Beruf und Familie unter einen Hut bekommen. Es kann nicht sein, wie jüngst geschehen, dass eine langjährige qualifizierte Erzieherin, die halbtags arbeiten möchte, um nachmittags ihr Kind selbst zu betreuen, nur Unverständnis bei Kita-Leitungen erntet, sich rechtfertigen muss und am Ende keine Stelle angeboten bekommt. Auch hier hat die Stadt als Arbeitgeberin eine Vorbildfunktion.
Eine moderne, familienfreundliche Arbeitswelt muss Eltern flexible Arbeitszeitmodelle anbieten – Arbeitszeitmodelle, die den Eltern einen fairen Entscheidungsspielraum ermöglichen. War früher das Dogma vorherrschend „Frauen sollten für Kinder auf den Beruf verzichten“, gegen das wir uns Frauen zu Recht und erfolgreich zur Wehr gesetzt haben, darf jetzt nicht ein neues Dogma „Frauen müssen sich für Ganztagsbeschäftigung entscheiden“ postuliert werden. Die Vielfalt an Lebensentwürfen durch flexible Arbeitszeitstrukturen für Männer wie Frauen zuzulassen, kennzeichnet eine familienfreundliche, moderne Gesellschaft. Diesen Geist wünsche ich mir nicht nur für die Erzieherinnen und Erzieher in unseren Kitas, sondern auch in der freien Wirtschaft. Work-Life-Balance und Vereinbarkeit von Pflege und Beruf sind hier weitere wichtige Stichworte, wofür es innovativer Konzepte bedarf – es bleibt noch viel zu tun!
Prof. Dr. Anke Schuster