Noch ist nicht absehbar, was die Brexit-Entscheidung der britischen Wähler*innen im Einzelnen nach sich ziehen wird. Was aber der vergangene Donnerstag offenkundig werden ließ: Großbritannien ist ein gespaltenes Land. Während die einen (die Älteren?) an der Vergangenheit kleben, wollen die anderen (die Jüngeren?) die Zukunft ihres Landes in einem weiter zusammen wachsenden Europa gestalten. Nun sind die Würfel mit rd. 52:48 gefallen – zuungunsten der EU. Wie sich die konservative Regierung in den kommenden Tagen und Wochen verhalten wird – darüber wird heute, Sonntagabend, gerätselt. Doch Cameron als noch amtierender Premierminister dürfte in den Geschichtsbüchern einen Platz als derjenige erhalten, der aus innenpolitischem, ja innerparteilichem Machtkalkül das britische Verhältnis zur Europäischen Union aufs Spiel gesetzt hat. Die Konservativen haben leichtfertig hoch gepokert und verloren. Doch es gibt weitere, tiefer gehende Aspekte. Die wirtschaftlichen und sozialen Einschnitte der 1980-er Jahre („Thatcherismus“) zeigen ihre späten, faulen Früchte. Die gesellschaftlichen Verwerfungen haben ein Unten- und Oben-Gefühl erzeugt. Diejenigen, die „unten“ sind, sehen sich abgehängt vom erfolgreichen Fortschritt der gesamteuropäischen Entwicklung. Diejenigen, die „oben“ sind, verstehen es nicht oder wollen nicht, dass alle Menschen in ihrem Land gleichermaßen teilhaben an den Erfolgen. Wenn die Entscheidung in Großbritannien einen Sinn hat, dann diesen: Die EU muss sich grundlegend ändern. In eine Union, die den Sozialabbau und die Sparpolitik stoppt und die innereuropäische Solidarität ausbaut. Europa muss wieder mehr tun für seine Bürger*innen – mit Investitionen für junge Menschen, für die Umwelt, in den Arbeitsmarkt und in die Daseinsvorsorge.

Keiner kann nun wissen, wie genau es mit den Beziehungen zwischen GB und EU weitergeht. Rein rechtlich finden nun 2 Jahre Verhandlungen über einen Ausstieg statt. Diese Zeit der Unsicherheit ist sehr schwierig für viele Menschen jenseits und diesseits des Kanals. Umso wichtiger sind jetzt Kontakte auf lokaler Ebene. Der Pflege unserer Partnerschaft mit Cambridge messen wir jetzt besondere Bedeutung zu.