Ich hatte einen Traum.

Irgendwann im Jahre 2048, ich war schon grauhaarig und sehr von Falten gezeichnet, vermeldete der ewige Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner den Einwohnerrekord von 250 000 Bürgerinnen und Bürgern, die nun in unserer Stadt wohnen. Heidelberg ist „die“ Stadt in Deutschland, die weltweit anzieht. Unsere Universität ist die einzige Uni in Deutschland, die trotz Kinderarmut in Deutschland stetig wächst.

Gute Politik zahlt sich aus. Als unsere Stadtväter im Herbst 2015 erkannten, dass man seine ablehnende Haltung gegen Flüchtlinge aufgeben muss, war das die Initialzündung für den Aufstieg Heidelbergs. Klug hatte der Oberbürgermeister seinen Kleinkrieg mit der Landesregierung aufgegeben und Vorteil für Vorteil für die Stadt herausverhandelt. Wir bekamen den Zuschlag für neue bezuschusste Sozialwohnungen auf der Konversionsfläche und eine Straßenbahn über PHV nach Schwetzingen. „Hoffnungsstadt“ oder „New Hope City“ wie die Patrick Henry Village international nun hieß, war der mutige und entschlossene Versuch, die amerikanische Wohnsiedlung nun für Zugezogene und Geflohene zu entwickeln.

Weltweites Aufsehen erregte die Selbstverständlichkeit, wie Heidelberg mit Flüchtlingen umging und sie zu Bürgern der Stadt machte. Der Fraktionsvorsitzende der CDU im Gemeinderat kommt aus Aleppo, der Sozialbürgermeister aus Lagos, der Amtsleiter des Amtes für Gleichstellung ist in Pakistan geboren. Heidelberg hat allen Unkenrufen und boshaften Parolen nach dem Motto „Man wird als Deutscher doch noch sagen dürfen“ zum Trotz gewonnen.

Das chinesische Außenhandelszentrum auf dem Pfaffengrunder Airfield, der indische Campus auf dem Neuenheimer Feld und das Gazprom-Zentrum für regenerative Energien in der Südstadt entwickelten sich hier ebenso wie 16 Europazentralen internationaler Unternehmen, die unbedingt nach Heidelberg wollten, um vom positiven Image der Stadt zu profitieren. 2050 wird die Weltausstellung in Heidelberg eröffnet unter dem Motto „One world, one future“ und ich soll ein Grußwort sprechen, nachdem ich Reiner Nimis als dienstältesten Stadtrat abgelöst habe.

In unseren Vororten Eppelheim, Schwetzingen und Leimen beschloss man gerade in den Bezirksbeiräten den Bewohnern der überfluteten Inselrepubliken des Südpazifiks Asyl anzubieten, da wir seit 25 Jahren UNO-City-of-Humanity sind und den Bewohnern Heidelbergs der Alternative Nobelpreis verliehen wurde, sehe ich eine breite Mehrheit für dieses Vorhaben.

Und dann bin ich aufgewacht und habe mich gefragt, ob kleine Ängste gegen große Chancen bestehen können. Realitäten anerkennen und mutig handeln, schon können Träume wahr werden, mehr braucht es nicht.