… sagen die Menschen. Es gibt zu wenig Menschen, sagen die Flüchtlinge.“
Politik beginnt damit zu sagen, was ist, frei nach Lasalle. Um uns herum, genau genommen in der Reichweite unserer Ferienflieger, grassieren Kriege, Epidemien und Völkermord. Nur der geringste Teil derer, die fliehen müssen, gelangen nach Europa und einige schaffen es bis zu uns. Jetzt war ich beeindruckt, wie die Freiwillige Feuerwehr, das THW und das Rote Kreuz fast über Nacht Platz für 500 Flüchtlinge schafften – und dennoch kam ich ins Grübeln.
Ich glaube nämlich nicht, dass die Rahmenbedingungen, wie wir mit diesen Opfern von Flucht und Vertreibung umgehen, die Realitäten, denen wir uns zu stellen haben, richtig abbilden. Im Gemeinderat machen wir keine Weltpolitik, aber deren Auswirkungen sind auch bei uns spürbar. Ich kann sagen, dass die, die heute kommen, lange bleiben werden und es daher keinen Sinn hat, sie in Massenunterkünften einfach nur unter zu bringen.
Wer hat welche Berufsausbildung, welche Kenntnisse? Wer beherrscht das lateinische Alphabet? Wer spricht welche Sprache? Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, sie in unsere Gesellschaft zu integrieren. Wie unser Staat funktioniert, unsere Kultur, unsere Gesellschaft. Sie müssen Gelegenheit bekommen unsere Sprache zu lernen und wir müssen dafür Sorge tragen, dass deren Kinder bestmöglich ausgebildet werden. Denn: 1. brauchen wir genug Fachkräfte für die Zukunft und 2. werden die Bürgerkriegsländer irgendwann wieder aufgebaut werden müssen. Wenn eine Generation im Flüchtlingscamp von der Bildung ausgeschlossen wird und bleibt, dann haben die rückständigen, gewaltorientierten Radikalen wie die der IS gewonnen.
Es scheint, dass diese Botschaft in den Köpfen derer, die Verantwortung tragen noch nicht genug durchgedrungen ist. Vielleicht auch aus Angst, den Wählern zu sagen, dass hier eine große Herausforderung vor uns steht, die eben nicht mit einem Containerlager am Stadtrand zu lösen ist.
Heidelberg hat Flüchtlinge und Asylbewerber immer wie Menschen und nicht wie Sachen behandelt. Unsere Willkommenskultur ist gefordert, aber was taugen Werte, wenn sie nicht belastbar sind. Als zugewanderter Pole aus einem Stadtteil, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg jeder Zweite ein Flüchtling war, kann ich sagen, die Offenheit gegenüber dem Fremden zahlt sich aus. Und Dinge, die man nicht ändern kann, sollte man gestalten und nicht nur verwalten.